Presse

Eichsfelder Tageblatt 12.10.2016
"Hier steppt der Bär" Thüringer Allgemeine 01.08.2016
TalentCampus Duderstadt Herbst 2015 - Eichsfelder Tageblatt Oktober 2015
Talentcampus Duderstadt - Eichefelder Tageblatt 30.07.2015
HarzKurier 12. August 2014

Kommentar schreiben

Kommentare

  • Saalfeld1 (Dienstag, 25. März 2014 14:31)

    Liebe Christine Schöppe.


    Als ich heute im AA Ihren tollen Artikel "Raus aus dem Haus !" las, war ich hoch erfreut und innerlich bewegt. Sie sprechen mir da als Vater und inzwischen Großvater sehr aus dem Herzen. In Saalfeld
    gibt es inzwischen vom DRK auch einen "Waldkindergarten" am Bergfried. Der ist gut angelaufen, und bereitet Kindern und Erziehern große Freude.

    Ich selbst bin, von heutigen Maßstäben aus gesehen, wohl mit zu wenig elterlicher Betreuung aufgewachsen. Brauchte für den langen Heimweg von der Schule (3Km) oft zwei Stunden.
    Dann verschwand ich oft stundenlang im Wald. Erlebte die schönsten und größten Abenteuer. Leider interessierte sich keiner dafür. Alle in der Familie waren irgendwie mit sich beschäftigt oder im
    Streit. Und ich war eben der Träumer, den man nicht so für voll nahm.

    Der nahe Wald, am Stadtrand von Saalfeld, wurde mein emotionales und sinnliches Zuhause. Er nahm mich in sich auf mit großer Offenheit und Liebe. Er bekam für mich ein, wie wir heute sagen,
    spirituelle Dimension. Ich erahnte in manchen Augenblicken etwas sehr Tiefes und Geheimnisvolles. Und ich hatte nicht selten den Eindruck, da ist jemand, der sich mit mir freut, der mich gut führt
    und auch warnt vor Gefahren. Während ich unter den Menschen eher schüchtern und verschlossen auftrat, war ich im Wald in meinem Element. Ich konnte Spuren lesen und riechen, Geräusche und Tierstimmen
    genau bestimmen. Konnte die steilsten Abhänge wie Rehe und Hirsche im Zick-zack hinunter stürmen, ohne zu fallen. Ich konnte mir stets ein Stück Paradies bewahren und die darin möglichen zarten
    Gefühle und intensiven sinnlichen Wahrnehmungen.
    Die wunderbaren bestärkenden Erfahrungen in der Natur haben mir innerliche Ausgeglichenheit, Stabilität und ein für mein junges Alter sicher schon sehr stark ausgeprägtes Selbst-Management gegeben.
    Denn nur so konnte ich mir meine Freiheit und großen Freiräume erhalten. Es durfte möglichst nicht schiefgehen. Und es ging auch nichts schief. Ich war ja nicht wirklich alleine unterwegs, wie ich
    spürte.

    Diese großen und sicher außergewöhnlichen Erfahrungen für ein heranwachsendes Kind haben mein Leben fundamental geprägt. Dies wird mir heute immer deutlicher bewusst. Erst nach 50 Jahren habe ich für
    mich die Möglichkeit gefunden, meinen, wegen Desinteresse der Mitmenschen, verborgenen gebliebenen Schatz zu heben. Vielleicht schreibe ich mal ein Buch darüber. Ihr wertvoller und hoffentlich viele
    Eltern zum Umdenken anregender Artikel hat mich wieder darin bestärkt, auch das Positive und Einmalige meiner sicher nicht leichten Kindheit zu sehen. Ich bin sehr dankbar, dass ich nach vielen
    Jahren der Aufarbeitung meiner Kindheit, endlich wieder eine lebendige Unmittelbarkeit zu meinem Inneren Kind bekommen habe.
    Und es ist für mich zugleich auch die tiefe Erfahrung von Unmittelbarkeit zu allem, was da mit mir lebt, und gerne leben will, ob in der Natur oder im menschlichen Zusammenleben weltweit. Denn die
    anrührende Erfahrung von Grenzenlosigkeit in der Natur und im Kosmos ließ mich schon als Kind alle Abgrenzungen zu anderen Menschengruppen, nebst Vorurteile, als nicht nachvollziehbar und fraglich
    erscheinen. Die Naturerfahrungen und meine Rückbindung (religio) an sie gab mir die Kraft und Überzeugung für meine eigene Ethik und Umgangsweise mit der Welt und den Menschen. Dies konnte ich mir
    zum Glück bis heute bewahren. Auch wenn es mich immer wieder recht einsam werden ließ. Mir aber darin treu zu bleiben, auch notfalls gegen die Familie und Gesellschaft,
    war mir wichtiger, als eine angepasste nicht authentische Gemeinschaft.

    Ich glaube auch immer mehr, dass allein die Natur, wo sie noch Natur sein darf, sehr große Möglichkeiten für eine gesunde Grundorientierung und Heilung von uns Menschen hat. Nur sie hat noch etwas
    von dem Paradies in sich und an sich. Sie kann noch rein und unverdorben sein. Sie ermöglicht uns dadurch auch einen reinen Spiegel der Selbst-wahrnehmung. Die Eiche ist die Eiche, die Lerche ist die
    Lerche, das Gras ist das Gras.........
    Niemand verlangt unter diesen, dass jemand ein Anderer sei. Auch bei den Tieren ist es so zu erleben. Genau so empfängt uns eben die Natur. Und so erlebe ich heute noch bewusster als zuvor, wie diese
    Tiefenerfahrung des einfach so sein zu dürfen, wie ich wirklich bin, für mich an keiner anderen Stelle meines Lebensraumes so überzeugend geschenkt wird, wie in der Natur.

    Sie, liebe Christine Schöppe, bieten das ja auch für die Eltern ein Stück an. Wunderbar !

Bitte geben Sie den Code ein
* Pflichtfelder